Besuch im Geschichteunterricht in der 4B

von MS 1 St. Johann
05. April 2024

Die Oma von Lisa Hochfilzer besuchte als Zeitzeugin die Klasse 4B. Bereits vor zwei Jahren hatte Frau Hintler die Schüler*innen besucht. Nun sind die Viertklassler inhaltlich gut vorbereitet. So setzte man sich im Unterrichtsfach „Geschichte und politische Bildung“ mit dem Nationalsozialismus und Holocaust und der Prävention von Antisemitismus und Rassismus auseinander. Im Herbst wurde die KZ Gedenkstätte Mauthausen besucht.

 

Die Schüler*innen waren fasziniert, wie Frau Hintler ihre Lebensgeschichte lebendig erzählte und wie sie sich an viele Details erinnerte. Sie berichtete, wie Lebensmittel in der Kriegszeit rationiert waren, und wie man sich stundenlang bei der Bäckerei anstellen musste, um Brot zu bekommen. Die wenigen Lebensmittel gab es nur gegen Lebensmittelmarken und dafür mussten die Menschen Schlange stehen und es war genau festgelegt, wer wie viel bekam. Am Land mussten sie zum Glück nicht so viel Hunger leiden, weil in den Gärten viel angebaut wurde. Auch ging man zu den Bauern, um zum Beispiel um ein Stück Butter zu betteln. Viele Kinder besuchten während des Krieges kaum die Schule. Geschichten über die Besatzungszeit, über die Amerikaner, die Süßigkeiten verteilten und die Franzosen wurden erzählt. Frau Hintler erinnert sich noch genau, wie gut die in buntes Papier eingewickelten Zuckerl schmeckten, die ihnen die Amerikaner schenkten. Auch erfuhren die Schülerinnen, dass die Bewohner ihre Häuser räumen mussten, weil die Amerikaner einzogen. Die Menschen der beschlagnahmten Wohnungen mussten dann bei Verwandten unterkommen. Frau Hintler sah zu dieser Zeit zum ersten Mal schwarze Menschen und sie erinnert sich heute noch, wie viel Angst sie hatte. In der Nachkriegszeit war für viele Familien nicht genug Geld da, und so konnten viele Kinder nur acht Jahre die Volksschule besuchen. Frau Hintler hätte gerne die Handelsschule besucht. Dies war aber nicht möglich, weil diese Schule in Schwaz war und sie vier Geschwister hatte. Traurig ist, dass ein Bruder aus der Kriegsgefangenschaft nicht mehr zurückkehrte. Auch wurde erzählt, dass die Frauen nach einem Bombenangriff die Ziegel putzten, damit diese für den Wiederaufbau verwendet werden konnten. Am Bahnhof in St. Johann standen Waggons, in denen Verletzte behandelt und notdürftig medizinisch versorgt wurden, gab es doch kaum Medikamente und zu wenig Ärzte. Vielen Menschen starben und wurden einfach in einem Bombentrichter im Ortsteil Baumoos geworfen, weil sie nicht begraben werden konnten.

Nach diesem interessanten, emotionalen Gespräch über die Kindheit und Jugend, die Wirren der Kriegszeit und die Herausforderungen der Nachkriegszeit wurde den Schülern bewusst, dass sie heute alle Chancen haben, dass jeder, die Schule besuchen kann, die er möchte, aber es oft am Fleiß, am Ehrgeiz, am Engagement und Willen mangelt. Frau Wieser, die Geschichtelehrerin, Frau Zimmermann, der Klassenvorstand, und die Schüler der 4B bedankten sich bei Frau Hintler für den lebendigen Einblick in ihr Leben, und dass sie als Zeitzeugin so engagiert ist und ihre Geschichte ihnen erzählte.

 

Dieses Gespräch vermittelte lebendige Bilder der Vergangenheit und gab einen persönlichen Eindruck von erlebter und erlittener Geschichte. Ihre Erzählungen berührten die aufmerksamen Zuhörer und diese machen deutlich, welche Leiden mit Krieg verbunden sind und wie dankbar man sein kann, in einem friedlichen Land leben zu dürfen.

Monika Zimmermann